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Donnerstag, 27. April 2017 7:05 Uhr

Tschernobyl – the next generation

Drei junge Frauen berichten Schülerinnen und Schülern von ihrem Leben nach der Atomkatastrophe in der Ukraine vor 31 Jahren

Ludmilla, Marina, Kristina (v.l.n.r.) – wer die drei sympathischen jungen Frauen heute durch die Flure der Käthe gehen sah, hielt sie wahrscheinlich für Schülerinnen, die zur nächsten Unterrichtsstunde gehen. Doch die drei haben einen weiten Weg auf sich genommen, um den Schülerinnen und Schülern des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs im kleinen Rahmen von ihrem Leben zu erzählen, das für alle drei nicht weit vom Kernkraftwerk Tschernobyl im Nachbarland Weißrussland begann.

Marina und Ludmilla waren gerade zwei und drei Jahre alt, als vor genau 31 Jahren am Lenin-Kraftwerk bei Tschernobyl Reaktor 4 im vollen Betrieb explodierte und der kaum für möglich gehaltene Super-GAU (Größter anzunehmender Unfall) eintrat. Doch ihre Eltern erfuhren damals von nichts, die Kinder spielten im Freien, man bereitete die Feierlichkeiten zum 1. Mai vor und feierte schließlich diesen Tag. Erst danach hätten ihre Eltern erfahren, dass etwas passiert sei. Sie seien evakuiert und in Krankenhäuser gebracht worden, schildert Marina, die Deutschlehrerin, die an diesem Tag für Ihre Freundinnen übersetzt, später seien sie nach Minsk umgesiedelt worden, da ihre alte Heimat im Sperrgebiet liegt.

Doch es ist nicht der Vorfall selbst, weswegen die drei mit einer Delegation nach Hagen gekommen sind. Es geht vielmehr um die Nöte junger Frauen, die die Katastrophe überlebt haben und heute versuchen, ein normales Leben zu führen. Sie haben Angst, dass sie selbst oder ihre Kinder, die glücklicherweise gesund zur Welt gekommen sind, an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung erkranken könnten, was leider sehr häufig vorkommt.

Kristina, mit 21 Jahren die Jüngste im Trio, hat noch anderes zu erzählen. Sie arbeitet seit gut einem Jahr auf einer Intensiv-Station, auf der ausschließlich Kinder behandelt werden, die an schwersten Folgen der radioaktiven Strahlung leiden. Wie sie damit umgehe, das jeden Tag zu sehen, fragt sie der Reporter von Radio Hagen, der heute auch den Weg in die Käthe gefunden hat. Sie leiste gute Arbeit und gäbe dabei ihr Bestes, sagt Kristina. Doch wenn sie das Krankenhaus verlasse, schließe sie diese Tür hinter sich und lasse ihre Gedanken dort. Anders wäre der Dienst nur schwer über längere Zeit auszuhalten.

Radio-Hagen-Reporter Christian Hartlieb beließ es allerdings nicht beim Interview mit den drei Besucherinnen. Er fragte auch Schülerinnen, was sie aus den Erzählungen und Bildern mitnehmen würden. Sie hätten zwar schon von Tschernobyl und den Folgen gehört, doch solche Bilder, solche Eindrücke seien neu und auch schockierend. „Das hat mich doch sehr betroffen gemacht und mir war gar nicht klar, wie lange die Folgen noch andauern werden“ sprach Madita, Schülerin der Ausbildungsvorbereitung, ihren Klassenkameradinnen aus der Seele. Marina, Ludmilla und Kristina werden zufrieden sein, denn bei vielen der Zuhörer haben sie durch Ihren Vortrag tatsächlich etwas bewegt und neue Denkanstöße gegeben. 

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